Machen & Sein

Sein ist das unmittelbare Leben, die Frage danach, der Weg der Suche. Es wird im Glück erfahren und in seiner Abwesenheit.
Das Machen ist das Handeln des Menschen aus dem Notwendigen heraus. Es ist seine Technik, seine Produktion, seine Routine. Machen & Sein in Einklang zu bringen, ist eine Sehnsucht. Besonders, wenn das Machen als Irrweg weg vom Sein empfunden wird.
Ohne Machen kann der Mensch nicht leben, ohne Sein erscheint ihm das Leben fade.
Zen ist ein Weg, in dem Machen zu Sein werden möchte.
Dringt das Machen zu sehr ins Sein, entstehen Hybride aus Bequemlichkeit oder Verwirrung.
Ohne Machen kein Sein. Ohne Sein ist Machen Machine. Der gemachte Mensch ist dem Tode näher als der, der über sich hinaus in ein höheres Sein im Machen wächst.
Das Machen scheitert am Widerstand des Seins, wenn es überdeht. Das Sein bleibt Selbstzweck, wenn es nichts macht.
Die Übung (nach Sloterdijk), die Askese ist Machen des Seins, die Übung macht den Seinszustand, wenn sie aktiv betrieben wird.

Die Welt zerfällt in Tatsachen

Beim Radfahren rauschen Wahlplakate an Laternenmasten an mir vorbei. Die Statements sind beliebig und austauschbar. Eine politische Welt, die different und verschieden war, ist implodiert und zerfällt nun in Einzelteile.
Ich frage mich, was sich da zusammensetzen, was nun der Fall sein wird.

Wortwörtlichkeit

Die Geschichte zu lesen, die Orwell in 1984 erzählt, bereitet mir Qualen, bis heute habe ich nie geschafft, sie zu beenden. Qual bereitet mir, daß die Geschichte keinen Ausweg läßt, der Held ist als Objekt total. Die Sprache erzählt Vorgänge.
Der Trost, der in den Texten Kafkas liegt, ist Wortwörtlichkeit. Seine Helden, sein erzählendes Ich sprechen und erzeugen jedes Wort so, als wäre es das erste Mal erschienen. Seine Worte werden zunächst nicht Bedeutung, daß sie im Zusammenhang eine Geschichte, einen Vorgang bilden. Sie bleiben erstmal nichts als Worte und bieten mir im Nachsprechen Trost.
Ja, dann entsteht auch bei Kafka Bewegung, die Nadeln schreiben Worte, wie nebenbei weht ein Hauch und eigentlich weht er auch schon dem Lesen voraus und da er aus eben jenen Worten kommt, ist er stärker, schwerer, als so manches andere.
Der Ausweg aus dem Irrwitz, den Kafka erzählt, liegt in seiner Wortwörtlichkeit.

Möglichkeitsvielfalt

Vor Jahren, wann weiß ich nicht mehr, gab es eine Möglichkeitsvielfalt. Ich empfand das für mich, meine Umgebung, die ganze Welt. Getragen von äußeren Einflüssen, wie Wissenschafts- und Technikentwicklung, als auch einer gesellschaftlichen Situation, in der Spielfreude und Denklust nicht selten waren.
Die Vielfalt schloß die Extreme Möglichkeitsangst, ~panik, die Illusion des Wünschens mit ein.
Nach Statistik & Wahrscheinlichkeitsrechnung dürften die Möglichkeiten eigentlich konstant sein.
Aber es hat sich verengt. Aus der Vielfalt der Möglichkeiten blieb die reine Angst, gepaart mit töricht-panischem Wunschdenken als Ausweg.