Mutmaßungen über Shanghai

Hier das Einsperren von Millionen in ihre Wohnung, die Organisation der totalen Immobilität, die Unterbrechung der Welt-Mobilität und die totale existentielle Abhängigkeit des Einzelnen vom Staat.
Nur mal so gedacht: Wir probieren das aus, ob es möglich ist und wielange. Wir steigern die Idee, mit der wir vor zwei Jahren die Welt beglückten (und wieviele ließen sich beglücken!) ins Aberwitzige und testen das.
Ein Signal geht nach Außen: Wir können das. Wir boykottieren Euch, mal sehen wie lange ihr das aushaltet.
Nach Innen: Haltet still, Ruhe ist die erste Bürgerpflicht, Alles Gute kommt von oben, also nehmt in Demut und gehorcht. Die Partei sorgt für dich, du bist nichts ohne die Partei.
Die Steigerung der Blaupause von 2020, in zwei Monaten ist wieder alles normal, als wäre nichts passiert, auch das war China 2020. Das Signal ist: nichts hat Bestand, außer die Macht der Partei.

Erschöpfung

Ich bin erschöpft. Daß sich ein Zustand wieder einstellen könne wie vor Fünfundzwanzig Monaten, scheint genauso unwirklich, wie es der Zustand in den letzten zwei Jahren war.
Eine Situation der Unwirklichkeit wechselt mit der nächsten.
Ich bestehe dennoch auf die Alltäglichkeit des Menschlichen: Verstand, Übung, Liebe, Mitmenschlichkeit. Diese Alltäglichkeit, die Abwesenheit von Abstraktem ist die Voraussetzung für das Wunderbare.
Ein Zustand der Unwirklichkeit, also der permanente Zweifel, ob etwas gilt, ist ein Tor zum Gespenstischen.
Aber vielleicht bewegen wir uns schon seit vielen Jahren im Gespenstischen.