Der Mensch und sein Können

Jeder hat sein eigenes Können. Es zu finden, zu entwickeln und anzuwenden, seine Aufgabe. Gelingt es, wird er wachsen. Zum Gelingen zu kommen, aus dem Gewöhnlichen, Alltäglichen und Banalen zu wachsen auf den Weg des Könnens. Daß man mich nicht gelassen, gilt nicht. Es gilt die Aufgabe, die Bedingungen dafür zu finden. Im Idealfall ist der Weg zum Weg des Könnens und Gelingens schon der Weg des Könnens, eher wird er es.  Direkt führt nur der Weg den Glücklichen dahin, eher gilt der Satz des Stalker in Tarkowskis Film: Der direkte Weg führt am wenigsten zum Ziel. Und welches Ziel überhaupt? Eher ein Kampf, der in der Stunde des Todes endet. Wissen wir dann, ob wir verloren oder gewonnen haben und was Gewinnen und Verlieren bedeutet? Oder? Bestimmt gibt es auch Könner des Irrtums.
(Klammer1: In der Zone gilt, je weiter, desto sicherer. So spricht Stalker zu Schriftsteller und Professor. In der Zone ist es so, daß der direkte Weg nicht nur nicht zum Ziel, sondern in den Tod führt.)
(Klammer2: Nietzsche in Morgenröthe: Die »Wege«. – Die angeblichen »kürzeren Wege« haben die Menschheit immer in große Gefahr gebracht; sie verläßt immer bei der frohen Botschaft, daß ein solcher kürzerer Weg gefunden sei, ihren Weg – und verliert den Weg.)

Purcells

weltliche Lieder ein Einziges: If music could be the food of love. Entzücken der Hin-Neigung, entzücken über das eigene Entzücken; das Entzücken über das Göttliche schwingt mit, ist verwoben, ist Teil. Thrice happy lovers und Praise God sind Eins und jeweils Eines.

Die Experimentatoren der Royal Society stellten zur selben Zeit die Frage, wie denn Gottes Schöpfung funktioniere? In kaum einer anderen Zeit rückten Freiheits-Strom (Erkenntnis, Emanzipation, Bewegung) und die Bindung an  Gott mehr zusammen.

Wenn die Gemengelage dieses Zusammenrückens und Voneienanderwegs, Entzücken ist, ist das Entzücken in Purcell Musik auch dies.

Zurückgeschaut zeigt sich heute ein Abendland (Gegend zwischen Lemberg und San Francisco) von kreativer Produktivität und Reflexion. Die Reflexion über das Destruktive des Westens läuft auf eine destruktive Reflexion hin, als kehre der Westen in eine Zeit der Glaubenskämpfe, das einmal Eroberte sich abkasteiend, zurück; was noch fehlte wäre ein heftiger, blutiger Streit um das Wesen Gottes.

Ich würde für das Entzücken plädieren, das Entzücken Purcells.

 

 

Die Fahne des Fortschritts

Die Jagd nach der Deutungshoheit darüber, was eigentlich „progressiv“ sei, ähnelt einem Mannschaftsspiel.  Gruppen verschiedenster, aber in sich gleicher Ansichten laufen durch das Gelände und versuchen sich gegenseitig die „Fahne des Fortschritts“ abzujagen. Fortschritt ist fort-schreiten, hier rennen, die Fahne zu ergattern oder sie nicht zu verlieren. Richtung ergibt sich aus dem Gelände, den anderen Mannschaften, dem Spiel. „Besser“ ist die Mannschaft im Besitz der Fahne. Jeder, der die Kampfzone betritt, wird sofort und eindringlich von einer der Mannschaften rekrutiert. Es fällt schwer, nicht beizutreten, beim Kampf um die Fahne des Fortschritts.