Ein Fremdbeitrag

Der Hass auf die „Welt“, der Fluch auf die Affekte, die Furcht vor der Schönheit und Sinnlichkeit, ein Jenseits, erfunden, um das Diesseits besser zu verleumden, im Grunde ein Verlangen in’s Nichts, an’s Ende, in’s Ausruhen, hin zum „Sabbat der Sabbate“ — dies Alles dünkte mich, ebenso wie der unbedingte Wille des Christenthums, nur moralische Werthe gelten zu lassen, immer wie die gefährlichste und unheimlichste Form aller möglichen Formen eines „Willens zum Untergang“, zum Mindesten ein Zeichen tiefster Erkrankung, Müdigkeit, Missmuthigkeit, Erschöpfung, Verarmung an Leben, — denn vor der Moral (in Sonderheit christlichen, das heisst unbedingten Moral) muss das Leben beständig und unvermeidlich Unrecht bekommen, weil Leben etwas essentiell Unmoralisches ist, — muss endlich das Leben, erdrückt unter dem Gewichte der Verachtung und des ewigen Nein’s, als begehrens-unwürdig, als unwerth an sich empfunden werden. Moral selbst — wie? sollte Moral nicht ein „Wille zur Verneinung des Lebens“, ein heimlicher Instinkt der Vernichtung, ein Verfalls-, Verkleinerungs-, Verleumdungsprincip, ein Anfang vom Ende sein? Und, folglich, die Gefahr der Gefahren?

Friedrich Nietzsche: Die Geburt der Tragödie. Versuch einer Selbstkritik, 5.

Assoziation einander versichernder Meinungen

Martin Schulz ist die Menschwerdung der sich gegenseitig versichernden Meinung ohne Unterschied. Mit anderen Verbindlichkeiten einzugehen, sich seiner Gemeinsamkeiten zu versichern aus der Unterscheidung heraus, das es eben gerade diese sind, gehört zum Funktionieren einer Gesellschaft. Treue, Geschäft, Versprechen sind solche Verbindlichkeiten. Eine Gesellschaft sich permanent gegenseitig Versichernder führt zu einem Konsens ohne Unterschied. Das Unterscheidende wird immer mehr als störend empfunden, da es aber gebraucht wird, wird es simuliert.

Um eine menschenfreundliche Gesellschaft zu simulieren, wurden in einem gesellschaftlichen Konsens Menschen in das Land gelassen, um an ihnen und an uns selbst Humanismus zu üben.

Der Einbruch der Wirklichkeit, nämlich des Unterschiedes und der Unterschiede fügt der Assoziation einander versichernder Meinungen Schaden zu, ja es gibt Opfer. Das Jahr des MS ist vorbei, die Zeit der Unterschiede möge kommen.