Hamlet

Wir hatten das im vergangenen Jahr, daß ein Kind seine psychischen Dispositionen auf die Bühne bringt. Eigentlich nicht ungewöhnlich, Kinder tun das, Pubertierende auch, selbst Erwachsene.
Aber, wie groß ist die Bühne, wie zahlreich das Publikum?

Hamlet, der das Problem des möglicherweise ermordeten Vaters auf die Bühne bringt, um indirekt zu den scheinbar Schuldigen zu sprechen. Hamlet, der von seinem Autor ironischerweise auf die Bühne gestellt wird, auf Bühne in Bühne.

Hamlet stellt Theater an, statt direkt zu sprechen.

Das Kind inszeniert, indem es sich als die Welt auf die Bühne stellt, ihr Problem (das mit den Eltern!) als Welt-Problem. Sehet, ich leide, ich will, daß ihr alle leidet. Und sie leiden und klagen sich an! Und sind alle Bühne eigenen Leids. Selbstmitleid im Kollektiv.

Die Welt ist aus den Fugen.
Habt ihr keine persönliche Verantwortung, muß es denn gleich die Welt sein?
Redet mit denen, die Euch das angetan, laßt die Welt in Ruhe.

Hamletsch: Nicht echt und doch wirklich.
Die Angst vor der Angst und ihre Theatralisierung.

Ein Nebel aus Angst, der sich als mikroskopische Bedrohung materialisiert.

To be or not to be.

Melancholia & Hieronymus

Zwei Stiche von Dürer hängen seit ein paar Tagen über meinem Schreibtisch.

Melencolia: Nichts zu handeln, nichts zu werken, nichts zu tun, während die Zeit vergeht wie Wasser auf die Drehschraube der Depression. Die Angst vor der Angst, der Unmut vor dem Mut. Keine Kontemplation. Nichts zu wägen, nicht in der Lage, etwas zu wägen.
Ein magisches Quadrat. Die Gabe der Aufgabe. Die Lösung. Sich lösend aufzugeben.
Nicht aufzugeben.

Der heilige Hieronymus im Gehäus: Ein Tod von guter Arbeit (Rilke). Auch hier läuft das Stundenglas, man wird es in der Stille rinnen hören.
Man kann sich gut einfinden, sich in diesem Bild wohlfühlen.
Der Hund schläft entspannt.
Wäre nicht der Löwe.