Doktor Shiwago: Wiederlesen nach 35 Jahren

Zuerst mal die Übersetzung von Thomas Reschke, die die Modernität und Gegenwärtigkeit des Textes ins Deutsche bringt. Nach 30 Seiten folgendes Fazit. Die Einführung der Helden zeigt labile bis destruktive Familienverhältnisse, der Vater Shiwagos ein Trinker und Abenteurer, die Mutter an Schwindsucht gestorben. Der Vater einer anderen Figur verbannt nach Sibirien, die Mutter eine Adlige, die das Abenteuer Revolution sucht.
Während einer Fahrt auf ein Landgut kommentiert der Kutscher: “Das Volk ist von der Leine….Gib den Mushiks Freiheit, dann murksen sie sich gegenseitig ab…”
Neben dem Landgut hält ein Zug, ein Selbstmörder hat sich während der Fahrt hinausgestürzt.
Gleichzeitig Versuche von geistiger Auseinandersetzung über die Verhältnisse, mit Distanz durchaus über sie hinaus. Dazu der Kommentar des Autors: “Alle Bewegungen auf der Welt sind im einzelnen nüchtern berechnet, in ihrer Gesamtheit aber unbewußt trunken im Strom des Lebens, der sie vereint. Die Menschen rackern sich ab, in Bewegung gesetzt vom Mechanismus ihrer eigenen Sorgen. Aber die Mechanismen würden nicht funktioniert haben, wäre nicht ihr Hauptregulator eine tief in ihnen sitzende Sorglosigkeit…”