nochmal Josef Schwejk

Er wird, wessen man ihn beschuldigt: ein Staatsfeind, ein Idiot. Ist er einmal in die Rolle gekommen, stellt die Obrigkeit, die gerade der Fall ist, fest, daß es doch nicht ganz paßt. Die Denunziation braucht den Widerstand des Denunzierten. Es irritiert seine Lust zur Demut.
Schwejk befindet sich in einer Welt, die in ihre Tatsachen zerfällt. Ihre Werte, durch Ämter & Würden verkörpert, zerfallen, wie sie sich verfestigen wollen.

Stellen wir uns Schwejk als Häftling der Gestapo vor.
Der Nationalsozialismus als neue Tatsache, aus der zerfallenen kakanischen Welt. Ihre Werte berufen sich auf das Unwerte anderer. Die Gestapo hätte ihn ausgesondert: in ein Lager, eine Anstalt, eine Grube.

Die GPU dagegen hätte versucht, aus ihm das Geständnis zu prügeln, nämlich daß hinter seiner kleinbürgerlichen Ironie Drahtzieher steckten: feindlich-negative Kräfte.
Die GPU hätte Schwejk gebrochen und dann in die Grube geworfen.

Aber er ist ein gemütlicher Mann. Intelligent genug zu wissen, wann er sich anpassen muß, im Bewußtsein, daß er es tut, es spielt ohne Mutwillen.
Allein die Restzeit Kakaniens, ihre Gerade-Noch-Gemütlichkeit ist sein Biotop und hat die nötige Fallhöhe, die wir heute betrachten. Aber sie scheint uns berechenbar, man stürzt nicht zu Tode.

Er könnte auch heute durch die Straßen laufen und die Leute mit dem betrügen, wonach sie verlangen.
Nach einer Phase der Freiheit, ihre Steigerung in den Aberwitz, schlägt sie um in die Massenbetreuung von Risiken.

Noch könnte Josef Schwejk kopfschüttelnd und murmelnd, fast unbehelligt durch die Straßen laufen…