Der dritte Mann

ist weder Harry Lime noch Orson Welles, sondern Gott. Nehme ich gedanklich eine Position ein, sucht ein Dämon (Luzifer) den Antagonismus. Tristram Shandy erzählt von den Goten, die ein Problem zweimal beraten: nüchtern und betrunken. Aus dem Streit zwischen Luzifer und der Vernunft oder der Unvernunft und Luzifer ergibt sich das Problem einer Lösung. Der dritte Mann im Kopf (um Gottes Willen: Kein Schlichter!) sorgt im besten Falle für Erweiterung oder die Einsicht, daß hier nichts zu tun ist.

Klammer:(Möglicherweise gab es Streit bei den Goten. Beim Trinken. Eskalation von: Du Arschloch, Du Fotze, bis zum Griff nach dem nächsten Stuhlbein. Schlichtung und klärendendes Gespräch am nächsten Tag, nüchtern. Eine Kulturtechnik, aus der Situation heraus.

Die Frage, ob derartig in Japan eine Kulturtechnik entstehen könnte, beantworte ich mir mit einem lachenden Kopfschütteln.

Die nüchterne Klärung wird die höfisch-höfliche Art, über Probleme zu reden, die trunkene die bäuerlich-plebejisch-proletarische.

Weißer Clown und dummer August sind eine Szene.)

Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.

:sagt Ludwig Wittgenstein.

Daß die Grenzen meiner Sprache die Grenzen meiner Welt bedeuten, also sind, darauf hinweisen und dazu auffordern, sie nach Begutachtung zu überschreiten. Eine Welt ohne Grenzen ist keine, diese zu überschreiten, also auch ein Risiko in den Wahnsinn, in die Aufgabe von Souveränität.

And after all these teas and cakes and ices,
Have I the strength to force the moment to its crisis?

fragt Prufrock in einem Gedicht T.S. Eliots.

In Momenten, die nach ihrer Krise rufen, scheint es Gebot zu sein, Grenzen zu überschreiten, sie neu zu stecken und damit die Welt zu erweitern.

Der moderne Mensch sehnt sich nach der Grenzüberschreitung aber mag den Überschreitenden nicht, der möglicherweise vor ihm an einem neuen Ort ist. Er mag auch nicht unbedingt der Erste sein, der überschreitet. Er sitzt im Wohnzimmer auf der Couch in seiner Welt, starrt auf den Bildschirm und rennt sofort los, schaut nach, wenn draußen die Sirene gellt, der Hund anschlägt oder das Geräusch einer splitternden Zaunlatte an sein Ohr dringt. Hat der Andere seine Grenze überschritten, soll ich ihm folgen? Oder erst, wenn es kollektiv vollzogen wird, aber wann ist die kritische Masse erreicht?

Mit der Fantasy-Literatur kommt die Idee der Portale, geheimen Türen, durchlässigen Spiegel aus der Romantik in das Massenbewußtsein. In der Romantik standen Spiegel und Schatten für Teile des Selbst, die dahinter verborgen, die Idee eines Durchgangs in eine andere Welt verselbstständigt sich und hat Eingang in das allgemeine Denken gefunden.

Das PORTAL als ein einladender Satz, wie:
Kein Mensch ist illegal oder
Deutschland, Erwache! oder
Ich glaube an die Freiheit und Würde eines jeden Menschen oder
Die Freiheit des Einzelnen ist Voraussetzung zur Freiheit Aller oder
Glück für Alle oder
Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich
oder oder oder
Ein Portal aus Allgemeinplätzen, daß gefahrlos Grenzüberschreitung simuliert. Keinem Allgemeinplatz folgt Größeres an Witz, Geist oder Verstand, wenn man ihm folgt. Es folgen immer kleinere, engere Plätze gemeinsamen Sprechens, der Gang in das Portal ist der in ein Gehäuse geworden. Es wird mit jedem Schritt enger, es dreht sich um sich selbst.
Das Schneckengehäuse hat ein Ende, dessen Verengung sich unendlich gegen Null nähert.
Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner von mir selbst verengten Welt. Gekreisch einer Kreatur, die sich in ihrer letzten Zuflucht Enge festgeschmiedet hat, um ohne Scham Lügen zu dürfen.

Die Falle des Christentums

ist die Imitatio Christi, als Eitelkeit, es “besser” zu machen in Leid und Kontemplation, als der Heiland selbst. War das schon den “Urchristen” bekannt und ist möglicherweise ein Grund, Christus als Gottessohn, und ihn damit auf eine Ebene des menschlich Unerreichbaren zu heben?

Der heute Moral im Schild, aber die Vernichtung des (immer anders) Abweichenden als Messer hinter dem Rücken führt, trägt die Imitatio Christi als Wurzel in xter Potenz als kulturelles Herkommen mit sich. Jedoch heruntergekommen auf die blanke Wut, kein Prophet der Stunde und des Allgemeinplatzes sein zu dürfen.

Das Christentum ist eben nicht nur eine (neben anderen auch!) Quelle  der Freiheit des Westens, sondern eben auch eine zu ihrer Abschaffung.

Negative Bildungsoffensive, oder wie man die Senkung eines Niveaus in dem Versuch es wieder zu heben als Fahrstuhl benutzt

Offensiv betriebene Zuwanderung geringerer Gebildeter über Jahre ist eine negative Bildungsoffensive. Positive Bildungsoffensiven gibt es seit vierzig Jahren. Die Gescheiterten dieser, die Abgebrochenen, der soziopathische Sozialwissenschaftler, der radikalisierte Politologe, der unwissende Lehrer, die Kulturwissenschaftlerin im xyz.E.V., können sich nun aufwerten und die negative in eine positive Offensive umwerten. Die nachströmende Schar scheinbar Unwissender macht die Aufgewerteten zu Wissenden, die sich lächelnd  über die Unwissenden herabbeugen dürfen.

Wie man eine Feder wieder strafft

 

Man schneide ihr Stücke raus und klebe den Rest zusammen.

Man drehe und zwinge ihr weitere und engere Windungen auf.

Man kürze sie.

Man gebe ihr eine jüngere Feder bei.

Man verringere ihre Last.

Man erhöhe ihre Last.

Man entspanne sie.

Man gieße sie in Gummi.

Man schmiere sie mit Schmalz, Butter oder Öl ein.

Man rede ihr zu.

Man rede nicht mehr mit ihr.

Man vergesse sie.

Man erzähle Legenden.

Man denke sie sich straff.

Man glaube an sie.

Man werfe sie ins Feuer in der Hoffnung auf Wiedergeburt.

 

 

Ein Hund

Friedrichshain. Bio-Supermarkt. Kasse. Schlanker, großer, junger Mann. Pfeifend. Nicht, als hätte er gute Laune, eher diese demonstrierend. Einer der Lässigkeit demonstriert. Sich selbst demonstriert. Vor ihm eine kleine, rundliche, schwarze Frau, kurze Rastalocken, brauner Pelzmantel, Kunstpelz. Die Frau hat bezahlt, der Mann ist dran und sagt zur Kassiererin mit einem Seitenblick abwärts zu der kleinen, schwarzen Frau, die ihm den Rücken kehrt, sich bückt, ihr Eingekauftes einpackt: Oh, ich dachte eben, da wäre ein Hund.

Null Kontinuität

Was dem einen sein Sommer 1914, heißt dem anderen Willkommen im Sommer 2015. Beides ein Ende einer Zeit ohne Fakten scheinbar. Gut, Verdun ist keine Messerattacke und eigentlich hat das Eine mit dem Anderen nichts zu tun. Es hat überhaupt Nichts mit Nichts zu tun. Ich kenne keine Parteien ist nicht dann ist das nicht mehr. Konkret und zur Sache ist Alles nur ein Einzelfall und das Befinden darüber eine Privatmeinung. Jede Hölle mißt sich am Grad der Verwöhnung und jeder Aufbruch zu neuen Ufern an der Langeweile.

Die Wahrheit

Haben wir es nicht immer schon gewußt? Als Snowden auspackte, das Handy der Kanzlerin abgehört wurde? Wenn sie nicht weiter wissen, lassen sie die Faschisten marschieren. Wie 33, wie 53, wie 89, wie in Kiew, wie jetzt. Sie halten sie doch in der Warteschleife parat, wie das Terrortrio vom NSU. Wenn sie ihre Zeit kommen sehen, zeigen sie sich, die Fußtruppen derer, die im Dunkeln sitzen. Selbst wenn sie nicht da sind, sind sie da und lauern. Sie verkappen sich als Neoliberale, die einen Krieg gegen die Armen führen und sie noch verhöhnen mit: Du bist ja selber schuld! Die gegen die ganze Welt Krieg führen, gegen die Natur, gegen uns. Trumps Amerika, das mit den Bilderbergern und in Davos seine Netze spannt, Soros und Israel und die Kreuzritter, der Militärische Komplex, das Kapital in immer neuer Form.

Wir haben die Neuen Menschen in unser Land geholt, wir haben sie wilkommen geheißen mit unseren Herzen, wir haben unsere Menschlichkeit erneuert, sind selbst Neue Menschen geworden und viele, die vorher abseits standen, erstanden mit uns nun neu. Die Mehrheit war auf unserer Seite, die Journalisten, die Politiker, die nun keine Parteipolitiker waren, sondern mit uns. Ein Strom, eine Bewegung, ein Marsch. Wir hatten die Kanzlerin auf unserer Seite und auch die, die immer noch abseits standen, waren beeindruckt von unserem Gefühl. Die Dunklen, die mit “Bedenken” Zweifel säen wollten, wo es um Menschlichkeit ging, konnten entlarvt werden. Niemand konnte sich uns, dem Lachen und der Freude Neuer Menschen entgegenstellen.

Am Ende hätten wir den Dunklen die letzte Macht und ihr letztes Geld genommen. Und wir hätten es mit der Ganzen Welt geteilt!

Und die Hetzer, auch die sogenannten Liberalen, Meinungsfreiheit, Demokratie, ha; steckt nicht in jedem Deutschen ein Faschist? Muß man nicht gerade hier alles tun, um zu verhindern, daß die Rechten vormarschieren? Auch Hitler kam mit Hilfe der Demokratie an die Macht. Müssen wir die Zweifler nicht schützen vor falschem Bewußtsein?

Erst hat Trump gewonnen, dann hat das Wahlergebnis die Rechten leider gestärkt und der Verräter Lindner. Konnte Angela ihn nicht auf unsere Seite ziehen? Augstein und andere, die uns nun verraten, die plötzlich von einer Wiederkehr der Demokratie im Bundestag reden. Es geht doch wieder nur ums Geld. Die Rechten marschieren in Dresden, Kandel, Cottbus und nun sogar in Berlin. Aber noch geben wir den Kampf nicht verloren, der Kampf geht weiter.

Ein Fremdbeitrag

Der Hass auf die „Welt“, der Fluch auf die Affekte, die Furcht vor der Schönheit und Sinnlichkeit, ein Jenseits, erfunden, um das Diesseits besser zu verleumden, im Grunde ein Verlangen in’s Nichts, an’s Ende, in’s Ausruhen, hin zum „Sabbat der Sabbate“ — dies Alles dünkte mich, ebenso wie der unbedingte Wille des Christenthums, nur moralische Werthe gelten zu lassen, immer wie die gefährlichste und unheimlichste Form aller möglichen Formen eines „Willens zum Untergang“, zum Mindesten ein Zeichen tiefster Erkrankung, Müdigkeit, Missmuthigkeit, Erschöpfung, Verarmung an Leben, — denn vor der Moral (in Sonderheit christlichen, das heisst unbedingten Moral) muss das Leben beständig und unvermeidlich Unrecht bekommen, weil Leben etwas essentiell Unmoralisches ist, — muss endlich das Leben, erdrückt unter dem Gewichte der Verachtung und des ewigen Nein’s, als begehrens-unwürdig, als unwerth an sich empfunden werden. Moral selbst — wie? sollte Moral nicht ein „Wille zur Verneinung des Lebens“, ein heimlicher Instinkt der Vernichtung, ein Verfalls-, Verkleinerungs-, Verleumdungsprincip, ein Anfang vom Ende sein? Und, folglich, die Gefahr der Gefahren?

Friedrich Nietzsche: Die Geburt der Tragödie. Versuch einer Selbstkritik, 5.

Assoziation einander versichernder Meinungen

Martin Schulz ist die Menschwerdung der sich gegenseitig versichernden Meinung ohne Unterschied. Mit anderen Verbindlichkeiten einzugehen, sich seiner Gemeinsamkeiten zu versichern aus der Unterscheidung heraus, das es eben gerade diese sind, gehört zum Funktionieren einer Gesellschaft. Treue, Geschäft, Versprechen sind solche Verbindlichkeiten. Eine Gesellschaft sich permanent gegenseitig Versichernder führt zu einem Konsens ohne Unterschied. Das Unterscheidende wird immer mehr als störend empfunden, da es aber gebraucht wird, wird es simuliert.

Um eine menschenfreundliche Gesellschaft zu simulieren, wurden in einem gesellschaftlichen Konsens Menschen in das Land gelassen, um an ihnen und an uns selbst Humanismus zu üben.

Der Einbruch der Wirklichkeit, nämlich des Unterschiedes und der Unterschiede fügt der Assoziation einander versichernder Meinungen Schaden zu, ja es gibt Opfer. Das Jahr des MS ist vorbei, die Zeit der Unterschiede möge kommen.