die deutsche Linke

würde, wenn sie eine selbstkritische Instanz hätte, würde sie sich vorhalten, daß sie es versäumt hatte, auf die Maßnahmen zur Einschränkung von Grundrechten zu reagieren; anders als es nun der Fall war, nämlich im Tonfall eines Plakates der Antifa: Freiheit ist Einsicht in die Notwendigkeit.
Ein Argument, daß in der DDR zigfach zu vernehmen war.

Versuch & Irrtum III

Das Wünschenswerte: eine lange Zeit des Friedens, Arbeitens, Reifens, des Wachsens. So schien es bis vor ein paar Jahren auszusehen. Menschen – für die Leben eher eine Beschwernis, die Denken notwendig macht, um Leichtigkeit wenigstens in diesem Zusammenhang zu spüren – eine nutzlose Randgruppe.
Jedes Problem findet seine Lösung, im Zweifel schlage ich nach, seit einiger Zeit hat man die Antworten technisch parat. Was bringt es, sich zu streiten, wenn die Lösung irgendwo steht? Wie käme man dazu, zu urteilen, ehe man nicht alle Möglichkeiten des Falsch-Liegens ausgeschlossen hätte?
Wie ist es gekommen, daß die Verbreitung eines Richtig/Falsch-Musters so grassierend durchschlagen konnte? Unsere Irrwege durch die Maschinen mit ihren false-Rückgabewerten, bis wir in der Lage waren, elektronisch zu jemandem zu sprechen.
Vor dem Tod bewahrt uns keine Maschine. Wir können eine Reinheit erzeugen, die zwar nie 100 oder 0 Prozent erreicht, uns aber im Perfekten wähnen läßt.
Trotzdem quält uns das minimalste Prozent. So klein es sei, dahinter lauert der Tod in seiner ganzen Größe. Es ist eine Magie unseres Daseins, daß sich elementare Dinge zwar in der Infinitesimalität verstecken lassen, aber dann plötzlich auftauchen, als wäre da schon immer eine Tür gewesen.
Die Sinne für Gefahr, die nötige Aufmerksamkeit, eingerostete Muskel, die aus der bequemen Position rucken und erst wieder lernen müssen.

Maskentragende

Als würden sie sich für das Vertrauen, das sie in die Regierung setzen, mit dem Tragen einer Maske bedanken. Sich bei sich selbst bedanken für die eigene Folgsamkeit.

Befiel du deine Wege

Wie gut wir doch durch diese Krise gebracht worden sind. Ein Bekenntnis in Vertrauensseligkeit, wo doch gerade das Vertrauen mißtrauisch sein sollte, angesichts der Meinungs- und Fahnenschwenks, die jedesmal mit der tiefsten Überzeugung eines Richtig begleitet werden.
Unmündigkeit angesichts der Verunsicherungen, die die permanente Anwesenheit des Krisenhaften auslöst.
Befiel du deine Wege in ein Handeln von Menschen.
Ein starker und mächtiger Gott ließe uns neben sich auch stark sein, zumindest denen gegenüber, die wissen, was gut für uns sei. Aber dazu sind wir nicht naiv genug. Aber ängstlich genug, anderen Menschen zu glauben.

42

Der Spiegel auf seiner Titelseite: Die Maske…unsere einzige Hoffnung. Warum nicht: Die letzte Hoffnung. Warum nicht: Es hilft nur noch beten?
Die letzte Frage auf einer Karte. Die Antwort lautet: 42.

Gesellschaft und ihre Kritiker

Die Genealogie der Gesellschafts-Kritik: Kritik einer Anzahl Individuen, die eine Gesell-Schaft bilden. Kritik einer Anzahl Gesell-Schaften, die im Gegensatz zu dem stehen, was das Volk ist. Die Kritik ist anfänglich der ungebärdige Kynismus, wird Philosphie, wird Theorie (kritische!), bis hin zu Modellen (Utopien).
Wenn Gesellschafts-Kritik anhand von Modellen nicht funktioniert, die Realität den Modellen die kalte Schulter zeigt, versucht sie, die Modelle zu Themen, die Themen zu einfachen Anweisungen zu versimpeln.
Aus Eine Gesellschaft der Gleichen und Freien wird Auch Schwarze sollen gleich behandelt werden wird Schwarze zählen mehr. Je monotoner, desto autistischer und autoritärer. Der Angesprochene wird von einem zu Überzeugenden zu einem Befehlsempfänger.
Es profitieren die Themen-Träger, die Institutionen. Die Agitatoren agieren nicht individuell, sondern institutionell, sie haben etwas hinter sich (gerne wird die Wissenschaft benutzt).
Man bemerke den Wechsel der Position des Kritikers von der Aussen-Seite über die Institutions-Seite hin zur offiziellen Seite. Der Kynische, der sich kratzende, stinkende, höhnende Hund ist wieder da. Auf der anderen Seite. Das sich amüsierende Volk übrigens auch.

Freedom

Der schwarze Jazz des 20. Jahrhunderts ist in seinen herausragenden Personen (Louis Armstrong, Elle Fitzgerald, Duke Ellington, Billie Holiday, Miles Davis, John Coltrane, Thelonious Monk und Ornette Coleman) sicher auch Ausdruck eines Freiheitsstrebens, mehr noch der eines Strebens überhaupt, aber vor Allem der Beweis einer längst vollzogenen Emanzipation.

Das Volk

Das Volk kehrt zurück, es fühlt sich in der Gesellschaft nicht so wohl.

Beim Wiederlesen Der Abenteuer des braven Soldaten Schwejk. Wie von selbst ergibt sich mir, daß dieser Josef Schwejk zu dem gehört, was das Volk genannt wird. In dem Roman gibt es etliche, die nicht dazu gehören: Der geheime Polizeispitzel, Richter. Polizeioffiziere, Feldkuräte …etc.
Kakanien war ein ständischer Obrigkeitsstaat, dessen einer Vorteil in den sich widersprechenden Obrigkeiten bestand. Die Obrigkeit des Prag von 1914, die Obrigkeit des Kaisers: Meine Völker.
Gibt es heute kein Volk mehr?
Das Volk – das Undifferenzierte, die undifferenzierte Masse: Viel Volk.
Mein Volk: Let my people go!
Das Volk. Die Gesellschaft.
Die Gesellschaft – das was sich zueinander gesellt. Das sich differenzierende (im Volk?).
Was, wenn es sich nun ausdifferenziert hat? Man kann immer mehr Unterschiede finden im Wahrnehmungsbereich. Aber die Unterschiede der Einzelnen in Gesellschaft unterscheiden sich in ihrer Unterschiedlichkeit im progressiven Maße unendlich gegen Null.
Der den anderen Einzelnen suchende Einzelne findet immer mehr den gleichen Einzelnen. Wird Gesellschaft. Wird sie größer und ununterschiedlicher, wird sie wieder Volk.
Wird es wieder einen Ständestaat geben, eine Obrigkeit?

Modi

Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur Deutsche! – Wilhelm II.

Wir alle gegen das Virus. Die Falle: Es klingt wahr. Der Kriegsmodus.
Der Gang durch den Nebel, durch den Dschungel, durch das Labyrinth. Der Modus des Hinhörens, Entscheidens, Widerrufens. Immunität auch durch die Schärfung der Sinne, der Erkenntnis; die Weitung des Raumes für das Denken.
Der Kriegsmodus: Dem Dschungel mit dem Flammenwerfer begegnen.

Regeln

Eine Gesellschaft ohne Absprachen und Regeln ist keine.
Eine Gesellschaft, in der sich jeder sklavisch an ihre Regeln hält, ist ein Werk ohne Toleranzen. Einzelteile brechen, bevor es funktioniert.
Es muß Regelbrecher geben: sie sind nötig, ein System zu belasten.