polnische Beobachtungen

Im Feminismus klemmt die Wut der verlorenen Macht über die Ehemänner.

Ohne Mutterschaft und ihren Schutz durch die Familie läuft die Freiheit der Frau ins Leere.

Wenn es denn eine Befreiung der Frau gab, profitieren eher die Männer.

Was von den Frauen als Betrug empfunden wird, aber eine Enttäuschung über die Wirklichkeit ist.

An viele einsame Männer hat man sich im Lauf der Zeit gewöhnt, nun kommen die einsamen Frauen hinzu, dabei ist niemand einsam, sondern nur verloren-gegangen.

Die Selbstüberschätzung des heutigen Menschen: sein Allmachtsdenken. Seine Enttäuschung: das Gefühl, im Leben nichts erreicht zu haben.
Ein Werk, zu Lieben, zu Zeugen: Dinge, die einen ruhig sterben lassen könnten. Damit müßte man nicht unbedingt über die Maßen alt werden.
Aber die Unruhe darüber, die eigene Aufgabe in dem vielen Falschen zu finden. Wobei Auf-Gabe gemeint ist. Sich seinem Aufgeben hinzugeben, in seiner Aufgabe zu verschwinden, eine Gabe zurücklassend.
Also die Angst, im Falschen zu verschwinden.

Turmbau zu Babel

Es ging Gott nicht um den Turm. Allein, wir verstanden nicht, warum es verschiedene Völker gibt, wo doch jeder gleichermaßen an seiner Existenz baut. Wir hatten angefangen zu lernen, uns im anderen zu sehen und doch gab es verschiedene Sprachen.
Vielleicht wollte uns Gott nur zeigen, daß man zwar die gleiche Sprache sprechen könne, den Anderen aber niemals ganz verstehe.
Für die Arbeit reicht es hin, daß einer das Muster zeigt, wie der Balken behauen sein muß. Selbst die Zuneigung und der Haß kommen ohne Sprache aus.
Verschiedene Sprachen also sind verschiedene Formen der Suche nach dem Sein, ihre Verschiedenheiten sind die Vielfalt der gleichen Vergeblichkeit.

Kriegsgründe

Warum führen wir Krieg? Habsucht? Es scheint logisch: der Andere besitzt etwas, auf das wir zugreifen können, wenn er verschwunden ist. Was der Andere besitzt, unterscheidet ihn von mir, macht ihn erst zum anderen. Was ihn im Kern ausmacht, kann ich nicht rauben, aber das, was er mit seinen Fähigkeiten erworben hat.
Kain hat Abel nicht der Feldfrüchte wegen getötet, sondern weil er meinte, daß Gott ihn und seinen Besitz nicht mochte, indem er das Opfer verschmähte.
Der Tod Abels ließ Gott keine Wahl mehr, alle Aufmerksamkeit liegt auf Kain.
Im Grunde stört uns am Anderen, daß er anders ist als ich mit meiner Geworfenheit auf mein Sein, die durch seine Existenz inFrage gestellt wird.
Im Kern stört es die Russen, daß die Ukrainer, Ukrainer sind.
Das Kooperative: am Anderen das Eigene entdecken und entwickeln. Der Krieg ist die dunkle Seite davon, der scheinbar einfachere Weg, der sich zur Katastrophe entwickelt.
Adam&Eva: Kain&Abel. Die Andersartigkeit der Geschlechter gebiert die des Neides, der Mißgunst; im Kern die Angst vor dem Anderen, was die Angst vor dem Scheitern des Eigenen ist.
Die Ökonomie des Krieges, des gewaltsamen Weg-Machens des Anderen, ist die Wert-Gewichtung der Angst.

Der Standpunkt

Kafkas Punkt, von dem es keine Rückkehr mehr gibt, den es zu erreichen gilt, existiert eigentlich in diesem Satz selbst. Indem dieser Satz mich fortan nicht mehr in Ruhe läßt.
Ich bewege mich von Punkt zu Punkt, die Punkte bilden Linien, die Linien verzweigen und bilden Geflechte.
Ein Geflecht sind Kafkas Oktavhefte, im Überblick verworren, jeder einzelne Satz ein Sein in einer Landschaft mit Ausblicken, die sich erst erschließen, wenn man sich in ihr bewegt.
Als hätte Kafka die Welt hier verlassen wollen, die doch gerade beginnt.

Das Gespenst der Gerechtigkeit

Wenn nach Nietzsche Gerechtigkeit ein Zustand unter Gleich-Starken ist, so ist der Zustand unter Gleich-Kranken, das Gespenst der Gerechtigkeit. Die durch Masse&Macht erzwungene Kontrolle nach Nicht-Krankheit, als Schwebezustand der Unklarheit, schafft eine Gerechtigkeit unter Gleich-Schwachen.
Es ist die Verwirklichung des sozialistischen Ziels nach Immer-wieder-bei-Null anfangen. Alle sind schwach, alle sind krank zugleich. Damit ist das Starke, das Aus-sich-selbst-Schöpfende, das Schaffende außer Betrieb. Selbst die Macht befindet sich in diesem Zustand.

Aber um bei Null anfangen zu können, braucht man Kraft. Woher soll sie genommen werden?