Kreatur und Mensch

Ich ginge gerne mit Ihnen diesen schönen Weg des Einverständnisses entlang. Nicht, daß es mir an Kultur und Sprache fehle, eher habe ich zuviel davon und es fehlt mir auch nicht an Freundlichkeit. Allein die Sprache dann doch ist es, die mich verraten würde. Der Schweiß und ein uralter Geruch, daß ich meine Herkunft nicht leugnen kann; die Verbindung zu jenen, die frivol ausstellen, was sie belädt; was es ja ist, was mich zur Sprache geführt hat. So einfach ist es jedoch nicht. Auch Sie mögen in eine Situation kommen, wo Ihrer Frau die Achselhaare sprießen und es Ihnen einnäßt.
Vielleicht sollten dann eine Fuge von Bach oder ein Glas Wasser nahebei sein.

Die Sitte,

einen Hinweis auf Säumiges, mit dem Messer büßen zu lassen. Und seis nur ein mißglückter Raubversuch. Blut für Ehre provoziert Blut für Blut. Oder einen Aufschrei, scharf wie eine Klinge. Inwieweit ein Kollektiv den Griff nach dem Messer mißbilligt, akzeptiert oder ihn indifferent geschehen läßt. Inwieweit kollektiv Wut & Zorn an den Rändern ausmarodieren können oder dies befürchten lassen.

Auf der sicheren Seite kann ich gut spotten. Wenn das Messer nicht durch meinen Panzer dringt, wird es sich einen anderen Weg suchen und zu meiner Waffe, auch wenn ich es nicht will.

Fremdtext

Du leugnest in gewissem Sinne das Vorhandensein dieser Welt. Du erklärst das Dasein als ein Ausruhn, ein Ausruhn in der Bewegung.

Franz Kafka, Das Vierte Oktavheft

Nur das Tätige

das, was direkt dem Menschen dient (keiner Abstraktion davon, keiner Gemeinschaft, keinem Fortschritt) und dem Zufall seinen Respekt zollt, ohne sich ihm hinzugeben, ist in der Lage, Erfahrung auch als Glück zu genießen. Ohne den Anspruch des Weitergebenmüssens.

Die gewalttätige Durchsetzung

des scheinbar Großen mit den Mitteln des Kleinsten, des Niedrigsten. Das trifft für den National-Sozialismus, den International-Sozialismus zu und auch für den nationalen Sozialismus, der internationalistisch zu sein vorgibt. Am Ende stehen alle gewalttätigen Volkserziehungs-Programme und -Experimente an Lebenden vor dem gleichen Dilemma: Der Feind ist außen, in der Mitte die reine Le(e)(h)re. Am direktesten der National-Sozialismus: Er macht alle zu Herren, außer. Auf komplizierte inhaltliche Probleme geht er nicht ein. Das ist seine Kraft; mit Roheit gegen alle anderen Völker kämpfen zu müssen, als Herrenvolk. Der Sozialismus startet als internationalistischer Tiger und landet als nationalistischer Bettvorleger (mit durchaus noch bissigem Kopf!).

Sein Re-Make heute verbeißt sich in das Problem, daß es kein Außen mehr gibt, es bleibt allein die “andere” Welt, die zweite (wenn man so will, so viele wie es Ideologieträger gibt) Erde(n), die allein im Kopf existiert, bewußt und unbwußt; das Herrenmenschentum über das Dunkle, Andere, daß sich nicht bannen läßt, auf Transparente nach draußen projiziert. Jeder Versuch des Clearings, Wegredens degeneriert zum Out-Sourcen des Auch-Eigenen,  seines Wiederfindens im Feind. Eine fremde Macht, empfunden als Macht des Fremden (irrtümlich als das “Andere” bezeichnet, wenn es Hoffunungsstrahlen zu beinhalten scheint); eine religiös und politisch zu bekämpfende und seis dein Nächster, dein nächstes Selbst.


Wenn

wir die Ungleichheit abschaffen, wächst in uns die Sehnsucht danach. Je mehr wir sie abschaffen wollen, desto mächtiger und maßloser; auch der Wunsch der Überprüfung, des möglicherweise ultimativen Testes. Ein Element von Außen Klammer:(Äußerstem) in eine Gesellschaft zu holen, des Testes willen, um der Überwindung der Ungleichheit willen.