Im Brunnen der deutschen Seele liegt…

…der Schlüssel des Schlosses, mit dem der Einzelne an den Nationalsozialismus gekettet war und ist. Das, was Befreiung genannt wird, ist nur die Zerschlagung der Kette, nicht mehr. Der Umgang mit dem Schlüssel ist eine persönliche Tat.

Die Ambiguität, auszuhalten, zu einem Volk der Täter zu gehören, die Tat abzulehnen, ohne zu bestreiten, sie zumindest getan haben zu können, ist einfacher, als die Bekämpfung des Erb-Teils Täter in sich. Dieser arbeitet nämlich in seinem End-Kampf-Bunker umso heftiger, umso heftiger er bekämpft wird. Der unsterbbare Führer im Herzen. Er ist die Quelle des sich perpetuierenden Antifaschismus. Der Kampf um die Isolation des Innen-Bunkers verbraucht die Energie, die dem Bewußtsein fehlt, die Ambiguität oben zu erfahren. Der innere Bunker wird äußerer Feind innerhalb des ideologischen Elaborats, welches das spärliche Bewußtsein gerade noch so zu produzieren in der Lage ist.
Vielleicht sind die Aktiv(i)sten die, deren familiäre Tradition in die Gruppe der NS-Führer zurück weist. Exerzitien der Ablehnung von Tugenden wie Können, Wissen, Intelligenz, streitbarer Mut, Wahrhaftigkeit wurde ein System der Ablehnung, des Negativismus entwickelt, als Waffe, den inneren Bunker zu zerstören.
Nämlich, daß es Volk, Heimat, Mann, Frau, Kind, Leben nicht mehr gebe, bzw. nur in der Vorstellung. Als könne man mit dieser auch die innere Panzer-Festung weg-denken, weg-wünschen, abschaffen.
Möglicherweise hat der Eine oder Andere der unmittelbar Beteiligten seinen inneren Burgfrieden gemacht. Der Grad des persönlichen Engagements im Nationalsozialismus wird dabei eine Rolle gespielt haben. Eine Proportion zwischen Schuld und Zerknirschung besteht nicht, die Mit-Schuldigen, die ein Gewissen haben sind es, die ihr Haupt hinterher am meisten mit Asche bestreuen.
Kollektivschuld zu haben ist so absurd, wie Verantwortung im Team. Sich Antwort zu geben ist individuell. Es gibt die persönliche Verantwortung Vieler. Nach meiner jetzigen Erfahrung gehört sie zum Erbteil, einem, welches man nicht ausschlagen kann. Tradition hat viele Linien, auch unterirdische.
Möglicherweise ist durch die Bewältigung des Nationalsozialismus eine Lücke weitergegeben worden. Die Lücke, wo der innere Bunker steht.
Kann es sein, daß diese umso virulenter ist, je unbefangener die unbeteiligten Nach-Fahren sie weitergeben?
Der Weg über die zweite Diktatur, die die Mehrheit der Deutschen für unschuldig erklärt hat. Kommt mit der Überwindung der verordneten Un-Schuld die Schuld zurück?
Der Sturz der SED entfernte den verordneten (inner wie äußer) Panzer. Hervor kam das Ressentiment gegen das Andere und die Immunität durch die Erfahrung der Angst.
Die geistige Auseinandersetzung jetzt: der Ganze Mensch gegen den Reeducateten. Flankiert von den Ressentiments.

Gulag für die Vernunft

Kommunismus ist politische Romantik, eine Sehnsucht auf Veränderung, die in die Zukunft und die Vergangenheit projiziert wird. Die Strategie der Ideologen geht auf einen Endsieg hin, den des Reichs der Freiheit und Sorglosigkeit. Am Anfang der Geschichte des Menschen, so wird angenommen, gab ein Reich der Freiheit, daß nun wiederkommen würde. Durch den Besitz von Privateigentum wurde es zerstört.
Das Reich der Freiheit wird neu erlangt, indem das Privateigentum zerstört und damit auch der westliche Mensch, der Unteilbare, das Individuum, denn das Individuum ist an das Private, das Privateigentum gebunden. Die Freiheit, die eine Voraussetzung und Ergebnis souveräner Tatkraft ist, diese Freiheit ist nicht die des chorisch handelnden Menschen, den der Kommunismus und der den Kommunismus hervorbringt. Es ist der, der immer nicht konnte, wegen der Umstände.
Die Freiheit des Individuums und das freie Individuum sind die Totfeinde des Kommunismus, die Freiheit des Kommunismus dagegen ein Versprechen ins Jenseits dem chorischen Menschen. Eine Rearchaisierung. Das Individuum, das aus dem Chorischen ausbricht, muß selektiert werden, wie es Lenin, Trotzki, Stalin, Mao oder Pol Pot praktizierten. Jedoch die Seele, laut Sarah Kirsch, ein bourgeoises Subjekt, solange es Menschen gibt. Der Neue Mensch der Kommunisten im Sinne Mussolinis: Die Freiheit bin ich. Auch durch Ausmordung alles Individuellen war er nicht zu bekommen.
Haben wir es heute mit einem völlig neuen Menschen zu tun, einem der das freiwillig will?
Der sich aus einer Reihe von Angeboten ausgerechnet das wählt, das ihm einen Ausweg aus den Zumutungen der Freiheit zeigt. Die Freiheit von der Freiheit. Die Freiheit von den Zumutungen des Selbst an das Ich.
Er ist ein Anhänger aus Eigensucht. Was er in seinem armseligen Konsum erworben hat, möchte er behalten. Er hofft auf das lebenslange Wohnrecht im Bedingungslosen, wie der Muselmann auf die Jungfrauen. Würden die Ideologen gewinnen, würden sie ihm das schon austreiben!
Wenn in einer freien Gesellschaft ein lang anhaltender Zustand subventionierter Verwahrlosung entsteht, geht der Blick auf die verloren, die die Voraussetzungen erarbeiten. Ist dieser Zustand in eine Dekadenz des Irrationalen transzendiert, die jede praktische Vernunft mit einem Schwertstreich beenden würde, bleibt als aberwitzige Lösung nur der Kommunismus und der Gulag für die Vernunft.