Die Gnade Jesu zu empfangen, kostet kein Opfer. Einer Kirche beizutreten schon. Der gesunde Menschenverstand verbietet, an die Jungfräulichkeit einer Schwangeren zu glauben. Ein Bekenntnis abzulegen, das die Institution der Verwaltung der Gläubigen einschließt, ist ein Opfer.
Die Gnade, die Jesus gewährt, unterscheidet ihn von allen anderen Religionen, sie kommt allein aus seiner Existenz, aus seinem freien Willen und hat auf mich keinen Anspruch. Im Gegenteil, sie löst in mir das Gefühl ihrer Unendlichkeit aus.
Jeder Versuch, diese Gnade nach-zu-ahmen, führt in die Verengung.
Ich opfere meinen freien Willen nicht, merke jedoch seine Grenzen angesichts der Unendlichkeit der Gnade. Es bedarf des freien Willens, diese Gnade zu erfahren.
Aus Angst wird niemand zu einem dauerhaften Anhänger von irgendwas. Das Ressentiment ist Angst vor dem freien Willen.
Monat: Juni 2021
Prognose
Es wird keinen Great Reset, keinen Klimalockdown, keine gendergerechte Welt geben.
Sondern: Die Grünen werden froh sein, mit 17% in das Parlament ziehen zu dürfen und wenn die Linke an der 5%-Hürde scheitert, gibt es im deutschen Parlament eine linke Minderheit von 30%.
Was die Mehrheit will, ist Stabilität, sei es gegeben oder nicht, auch auf Kosten der Freiheit. Sicherheit im Sinne berechenbarer Zukunft. Nichts Radikales, keine Klimapanik nach der Coronapanik, denn wie eine Therapie der Panik als Reaktion auf panische Fehldiagnosen funktioniert, weiß man nun. Keine weiteren Experimente. Nein, man wehrt sich hierzulande nicht, aber man wendet sich von den Radikalsten ab.
Konservativer, nur so viel Innovation wie nötig. Eine Art viktorianische Gesellschaft, die Stabilität verspricht. Kein Europa der Provinzen, sondern eines der Provinz.
Möglicherweise eine notwendige Reaktion auf eine Hysterie der Innovation, die Hysterie ideologischer Fehlentwicklungen, die zwanghaft Neues sucht, aber nur Altes findet und in neue Tüten packt, die nach drei Tagen schäbig aussehen.
Aber die Freigeister und Individualisten werden in diesem neuen viktorianischen Kollektivismus keine Freude haben. Sie werden sich zurückziehen müssen, im Stillen unter sich bleiben und an dem arbeiten, was keiner versteht.
Alles in Allem doch eine recht optimistische Prognose, oder etwa nicht?
Pallaksch für Alle!
Die Selbstaufgabe des Menschen angesichts der Komplexität, die als solche schon, aber als immer undurchschaubarer wahrgenommen wird, je weiter der Mensch sie durchdringt und sie durch seine Erkenntnisse und Schöpfungen für sich selbst erfahrbar macht. Das Problem der Re-Produktion der Natur (unbelebt und belebt), der Reproduktion ihrer Komplexität in Erkenntnis und Nach-Schöpfung, das den Menschen selbst vor der eigenen Schöpfung mutlos erscheinen läßt.
Die Reproduktion der Natur als Technik wird in ihrer Komplexität heute ebenso bedrohlich wahrgenommen, wie die Natur durch die sie durchstreifende Horde einst.
Die Natur wurde nicht durch Technik ersetzt, sondern hat die Technik selbst durchdrungen, wie die menschliche Arbeit, sein Gehirn, selbst auch Natur sind.
Die Lösungen, die gesucht werden, das Chaos, als das sich die Komplexität vor den Menschen stellt, scheitern, wenn sie sich als ein Auge sehen, das auf eine Maschine starrt. Diese Lösungen sehen den Menschen neben der Maschine, sie benutzend und damit zerstörerisch wirkend. Sein Selbst als scheinbarer Konsument zu beschneiden, wird als letzte Lösung angesehen.
Diese Vertreter eines neuen Unterkomplexen erscheinen wie ein Stillstand in der Bewegung und werden wahrgenommen als Felsen der Rettung vor der unendlichen Flut der Komplexität.
Es hilft nicht, auf diesen Inseln Schutz zu suchen, der Mensch kann gar nicht anders, als weiter an der Durchdringung seines Chaos und damit seiner Vermehrung zu arbeiten.
In dieser Flut mitzuschwimmen und schwimmend zu lernen zu schwimmen, anstatt weggespült unterzugehen.
Aber vielleicht schafft die Angst, in der Flut sein Selbst zu verlieren, erst das verlorene Selbst des Ängstlichen?
Sozialdemokratie & Klassenkampf
Die Sozialdemokratie hat von Anfang an versucht, das Ressentiments gegen den Besitz einzuhegen. Die Deradikalisierung des Klassenkampfes gehört im Rückblick heute zu ihren nicht unerheblichen Leistungen. Nicht die Reichen an die Laterne, sondern die Arbeit an einer weniger ungleichen Gesellschaft.
Die letzte Tat in dieser Hinsicht waren die HartzIV-Reformen, der Erkenntnis geschuldet, daß Ausgleich nicht nur in eine Richtung funktioniert.
Die Sozialdemokratie hat sich nicht gescheut, aktiv gegen Radikalismus vorzugehen. Dazu gehört sowohl ihre Aktion gegen den Spartakistenputsch 1918/19, als auch die gegen die RAF.
Man vermißt dieses Vorgehen heute gegen den politischen Islam.
Sie hat an einem politischen Haus mitgearbeitet, an einem demokratischen Gemeinwesen, dessen Spaltung sie derzeit aktiv mitbetreibt. Ihre Re-radikalisierung, ihre Abkehr von ihren Wählern, wird nicht honoriert. Als wäre die Beschimpfung das Mittel, Menschen zu gewinnen.
Die Perpetuierung des Feindbildes
Eine Bewegung, die aus dem Ressentiment kommt, die an ihrer Existenz zweifeln müßte, würde sie die Ressentiments nicht ständig auf-Recht-erhalten. Der Mangel an Feinden, produziert neue Feinde.
Stalin hat in Prozenten gedacht, eine Zeitlang ohne Terror läßt diese nach oben schnellen.
Pol Pot war konsequenter, sein Credo eigentlich müßte man Alle umbringen – denn Alle sind Feinde.
Der Nationalsozialismus baute auf dem Ressentiment, daß alle anderen Völker desto minderwertiger sind, je mehr sie dem Judentum nahe stehen: Sie wollen uns (Deutsche) vernichten, deshalb müssen wir kämpfen.
Die Kampfrhetorik ist hier von Beginn an auf der Stufe des Ausnahmezustandes, der nur noch in den Kriegszustand wechseln muß. Die Möglichkeit des eigenen Untergangs ist dem inhärent.
Was hätte Hitler nach einem totalen Sieg noch tun können?
Stalin hat durch die Erfahrung der 30er Jahre, der Selbstverständlichkeit des Mordens, dem Angriff Hitlers entspannt entgegensehen können. Der Feind vor den Toren seiner Stadt (es wird ihm wohl doch auch mulmig gewesen sein); die mobilisierte Gesellschaft ersetzt die konstruierten Feinde gegen den echten. Ein Training der Opferbereitschaft während des Terrors schafft die Voraussetzung für das Durchhalten in größter Bedrohung und die Voraussetzung zum Sieg.
Ein ideologischer Sieg Stalins bis heute: alltäglich wagt es kaum einer, Hitler & Stalin zu vergleichen, sie in ihrer Monstrosität gleich-zu-setzen.
Keine Vor-Urteils-Gefühle zu haben, gegen niemanden – durchaus ein Indiz persönlicher Freiheit, wäre die Voraussetzung für den vorbehaltlosen Vergleich von Nationalsozialismus und Linken.
Der real-existierende (poststalinsche) Kommunismus ist untergegangen, weil er sich ökonomisch keine Feinde mehr leisten konnte und sich auf das Feld der Argumentation einlassen mußte.
Die Linken von heute haben sich nie einer ernsthaften Diskussion über die Gründe des Scheiterns der kommunistischen Gesellschaften gestellt. Die das taten, hörten auf Linke zu sein.
Sie gehen erneut den Weg der Verschärfung des Ressentiments. Daher die Totalität der Feinderkundung, Aus Nicht-Linken werden Rechte, werden Rechtsradikale.
Die gesamte Menschheit wird zu ihrem eigenen Feind erklärt – das Prinzip Pol Pot globalisiert.
Die Eskalation von Sieg & Niederlage als der Kampf um das Klima. Die Menschheit auszurotten um die Natur zu retten. Keine Zuflucht im Dschungel von Kambodcha danach. Ein suizidales Konstrukt das jeden, der das teilt, zu Insassen des Bunkers im Endkampf macht.
Die Romantik der Eschatologie, eine Begleiterscheinung des Weltkriegs Eins.
Der Auftritt eines unsichtbaren Feindes aus Wuhan schafft ein Dilemma: Bei allem Weltuntergang, sowas hätte man nicht erwartet. Die Legende, daß die Natur sich rächen würde, scheint wahr oder nicht, je nach Nachrichtenlage, ob das Virus menschengemacht sei oder nicht, die Maßnahmen angemessen sind oder nicht.
Die Erklärung der Kritiker der Maßnahmen zu Feinden geht erst auf, aber ein Teil der Kritiker sind liberale, individualistische Linke, die wie aus einem Nirvana auftauchen.
Es findet eine Auseinandersetzung wie zum Ende des Kommunismus statt. Die Linken müssen sich auf Argumente einlassen.
Emanzipation & Antisemitismus
Es geht nicht um die Emanzipation von Gruppen, sondern um die des Denkens und damit um das Ankommen in der Welt. Dieser Anspruch geht an Alle; an jeden, dem das Ressentiment den Grund des Seins gegen seine Unterdrückung liefert. Das Verb liefert zeigt den Konsumtionscharakter dieser Haltung.
Parteien in Auseinandersetzung und Streit können sich plötzlich auf Eines einigen, nämlich die Denunziation alles Jüdischen. Der Irrgarten des Ressentiments, seit Jahren verwildernd kumulierend, je mehr irre Täter-Opfer-Phantome projiziert werden, wird plötzlich verlassen und man einigt sich darauf, daß der Jude schuld sei.
Wenn Emanzipationsbewegungen global ins Irrationale abdriften, zu Alle-sind-gleich, zu Alle-unter-die-gleiche-Knute, zu einem universellen Opfer-Täter-Schema, das letztlich sämtliche Rationalität verloren hat, dann braucht es den Welt-Täter, den, der scheinbar immer schon international gehandelt hat.
Es ist das Spiel unter Farblosen: Wer eine Farbe hat oder an wem man überhaupt eine solche vermuten kann, nur der kann noch als Täter in Frage kommen.
Das Ressentiment derart auf den Hund gekommen, daß es jeden nimmt, der benennbar ist.
Damit kann jeder Opfer oder Täter sein, eine Individuation von Rollen, aber ein Verlust der Individualität.
Insofern könnte ich Jude sein, nähme ich die Rolle an.
Es gibt nur eine Emanzipation: die des Individuums zu seinen Möglichkeiten.