Es geht nicht um die Emanzipation von Gruppen, sondern um die des Denkens und damit um das Ankommen in der Welt. Dieser Anspruch geht an Alle; an jeden, dem das Ressentiment den Grund des Seins gegen seine Unterdrückung liefert. Das Verb liefert zeigt den Konsumtionscharakter dieser Haltung.
Parteien in Auseinandersetzung und Streit können sich plötzlich auf Eines einigen, nämlich die Denunziation alles Jüdischen. Der Irrgarten des Ressentiments, seit Jahren verwildernd kumulierend, je mehr irre Täter-Opfer-Phantome projiziert werden, wird plötzlich verlassen und man einigt sich darauf, daß der Jude schuld sei.
Wenn Emanzipationsbewegungen global ins Irrationale abdriften, zu Alle-sind-gleich, zu Alle-unter-die-gleiche-Knute, zu einem universellen Opfer-Täter-Schema, das letztlich sämtliche Rationalität verloren hat, dann braucht es den Welt-Täter, den, der scheinbar immer schon international gehandelt hat.
Es ist das Spiel unter Farblosen: Wer eine Farbe hat oder an wem man überhaupt eine solche vermuten kann, nur der kann noch als Täter in Frage kommen.
Das Ressentiment derart auf den Hund gekommen, daß es jeden nimmt, der benennbar ist.
Damit kann jeder Opfer oder Täter sein, eine Individuation von Rollen, aber ein Verlust der Individualität.
Insofern könnte ich Jude sein, nähme ich die Rolle an.
Es gibt nur eine Emanzipation: die des Individuums zu seinen Möglichkeiten.