Turmbau zu Babel

Es ging Gott nicht um den Turm. Allein, wir verstanden nicht, warum es verschiedene Völker gibt, wo doch jeder gleichermaßen an seiner Existenz baut. Wir hatten angefangen zu lernen, uns im anderen zu sehen und doch gab es verschiedene Sprachen.
Vielleicht wollte uns Gott nur zeigen, daß man zwar die gleiche Sprache sprechen könne, den Anderen aber niemals ganz verstehe.
Für die Arbeit reicht es hin, daß einer das Muster zeigt, wie der Balken behauen sein muß. Selbst die Zuneigung und der Haß kommen ohne Sprache aus.
Verschiedene Sprachen also sind verschiedene Formen der Suche nach dem Sein, ihre Verschiedenheiten sind die Vielfalt der gleichen Vergeblichkeit.

Kriegsgründe

Warum führen wir Krieg? Habsucht? Es scheint logisch: der Andere besitzt etwas, auf das wir zugreifen können, wenn er verschwunden ist. Was der Andere besitzt, unterscheidet ihn von mir, macht ihn erst zum anderen. Was ihn im Kern ausmacht, kann ich nicht rauben, aber das, was er mit seinen Fähigkeiten erworben hat.
Kain hat Abel nicht der Feldfrüchte wegen getötet, sondern weil er meinte, daß Gott ihn und seinen Besitz nicht mochte, indem er das Opfer verschmähte.
Der Tod Abels ließ Gott keine Wahl mehr, alle Aufmerksamkeit liegt auf Kain.
Im Grunde stört uns am Anderen, daß er anders ist als ich mit meiner Geworfenheit auf mein Sein, die durch seine Existenz inFrage gestellt wird.
Im Kern stört es die Russen, daß die Ukrainer, Ukrainer sind.
Das Kooperative: am Anderen das Eigene entdecken und entwickeln. Der Krieg ist die dunkle Seite davon, der scheinbar einfachere Weg, der sich zur Katastrophe entwickelt.
Adam&Eva: Kain&Abel. Die Andersartigkeit der Geschlechter gebiert die des Neides, der Mißgunst; im Kern die Angst vor dem Anderen, was die Angst vor dem Scheitern des Eigenen ist.
Die Ökonomie des Krieges, des gewaltsamen Weg-Machens des Anderen, ist die Wert-Gewichtung der Angst.

Der Standpunkt

Kafkas Punkt, von dem es keine Rückkehr mehr gibt, den es zu erreichen gilt, existiert eigentlich in diesem Satz selbst. Indem dieser Satz mich fortan nicht mehr in Ruhe läßt.
Ich bewege mich von Punkt zu Punkt, die Punkte bilden Linien, die Linien verzweigen und bilden Geflechte.
Ein Geflecht sind Kafkas Oktavhefte, im Überblick verworren, jeder einzelne Satz ein Sein in einer Landschaft mit Ausblicken, die sich erst erschließen, wenn man sich in ihr bewegt.
Als hätte Kafka die Welt hier verlassen wollen, die doch gerade beginnt.