Was fehlt

Die Rede ist seit Wochen von “wir müssen” das, dies und jenes. Es kommt nicht von denen, die ohnehin weiter arbeiten oder deren Existenzen auf dem Spiel stehen. Hier sind die Fragen konkreter. Wie soll ich die Miete bezahlen oder wie halte ich Distanzen ein, wenn ich z. Bsp. gemeinsam mit anderen Schweres zu heben habe. Was wird mit meinem Gewerk, wenn X oder Y nicht mehr lieferbar sind.
Die Weltwirtschaft ist eben keine große Maschine, die man an- und abschalten kann, sondern eher einem sensiblen Ökosystem ähnlich. Etwa ein Corallenriff mit komplex verwobenen Beziehungen, über lange Zeiträume entstanden.
Kapitalismus ist ein verwschwörungstheoretischer Begriff, er behauptet – auf das Riff bezogen – einen Creator, oder gar eine Gruppe von Raubfischen, die die Schönheit des Riffs allein der fetten Fische wegen schafft.
Und man glaubt, sowie man das Riff creiert hat, kann man es zum Leben erwecken (anschalten), indem man die Strömung wieder fließen läßt.
Aber die Nahrungsketten sind unterbrochen worden und Totes treibt im Riff.
Es wird sich vielleicht wieder erholen, die Wirtschaft der Länder, Kulturräume, der Welt wird wieder; Menschen werden wieder wirtschaften.
Es gibt Bücher, die aufzählen, was es nicht mehr gibt. Die klassische Post, die Bahnsteigkarte, das schöne Samstagabendfernsehen für die ganze Familie, die naive Freude am technischen Fortschritt.
Dinge, die evolutionär verschwanden, Ersatz gab es irgendwie.
Es werden nun Dinge ersatzlos verschwinden und nicht alles wird zu recht verschwunden sein.
Die Ideen zum Wiederaufbau gehen davon aus, daß man daß Riff einfach wieder flutet, die Maschine einfach wieder anstellt, die Wirtschaft hochfährt. Als wäre da ein Schalter. Aber ein Schalter, gäbe es ihn denn, wäre Teil des Ganzen; nein, er wäre das Ganze selbst.