Links & Rechts

Antisemitismus, bzw. Antijudaismus ist eine bis zu den Kreuzzügen, bis zur römischen Zeit zurückgehende Verschwörungs- oder Opfertheorie.

Der Marxismus geht in seinem Grund davon aus, daß eine herrschende Klasse die Verhältnisse macht.

Scheinbar ist die Verbindung von Hofjudentum und früher Industrialisierung eine Verbindung, die Marx totalisiert, in der er sein Judentum sublimiert.

Die heutigen linken Verschwörungstheorien gehen möglicherweise auf Marxismus und Antijudaismus zurück.

Sie ermöglichen dem Einzelnen, auf im (und aus dem) Verborgenen handelnde Mächte zu verweisen, auch in dem Sinne, daß der Einzelne dadurch gehindert wird, autonom zu handeln.

In dem Linke selbst Machtpositionen übernehmen, seis am Rande oder in der Mitte, geraten sie in Konflikt mit ihren Theorien, von Stamokap über militärisch-industrielle Komplexe, Globalisierung bis zum Great Reset. Sie entsorgen Teile ihres Weltbildes nach rechts.

Und versuchen eine Deutung der Welt über das Identitäre aus Minderheitenpositionen, welches eine Zeit eine gewisse Exklusivität genießt. Das Gruppenidentitäre verblaßt jedoch rasch und ersetzt die persönliche Identität nicht (möglicherweise ist das aggessive darin aus dem Mangel zu erklären). Das Gruppenidentitäre muß ständig erneuert & reaktiviert werden. Möglicherweise wird diese von dunklen Mächten bedroht.

Die Ablehnung der westlichen Kultur (was ihr auch inhärent ist), findet in der Machtposition seinen Höhepunkt. Man darf gespannt sein, wie es ausgeht.

Es gibt jedoch eine Restlinke, die die alten Verschwörungstheorien behalten, die nicht ohne sie leben können. Diese Ohnmächtigen, werden von den Mächtigen abgeschoben, die Mächtigen entsorgen ihren theoretischen Ballast dahin und schaffen einen neuen Gegensatz, ein neues Rechts.

Ob die Entsorgung des Verschwörungstheoretischen gelingt, bleibt die Frage. Es gibt dem Rest die Möglichkeit, sich als fremdbestimmt zu fühlen.

Aber auch die mächtigen Linken verlieren das Mißtrauen nicht. Was bedroht ihre Existenz?

Jenseits der linken Weltbilder gibt es die Vorstellung eines handelnden Individuums in einer Welt, in der der Zufall durchaus eine Rolle spielt.

In dieser Welt können durchaus Gruppen von Individuen stark Einfluß nehmen. Ob von Steuerung die Rede ist, darf bezweifelt werden.

Das Individuum bestimmt seinen Weg auch dadurch, wie es mit der Welt geht. In diesem Rahmen ist es Gestalter in den Grenzen seines Selbstes und der Welt. Es ist nicht ohnmächtig, obwohl es Situationen geben kann, wo es das ist.

Aber es muß über die Theorien von Verschwörungen dunkler Mächte lachen, zusehr kennt es sich selbst und darin den Menschen im Allgemeinen in seiner Fehlbarkeit. Nämlich der eigenen Versuche eingedenk, etwas gestalten zu wollen, was im Kollektiv noch schwieriger ist.

Jede Organisiertheit, die mehr dem Nutzen, als dem Schaden dient, ist als Wunder zu betrachten.

Insofern ist der realistische Mensch konservativ, indem er das Wunderbare erhalten möchte, pessimistisch, was die Planbarkeit von Gutem betrifft und skeptisch allen System-Theorien gegenüber.

Aber er freut sich über den Zufall, wenn etwas gelingt, seis mit oder ohne Mühe.

nochmal Josef Schwejk

Er wird, wessen man ihn beschuldigt: ein Staatsfeind, ein Idiot. Ist er einmal in die Rolle gekommen, stellt die Obrigkeit, die gerade der Fall ist, fest, daß es doch nicht ganz paßt. Die Denunziation braucht den Widerstand des Denunzierten. Es irritiert seine Lust zur Demut.
Schwejk befindet sich in einer Welt, die in ihre Tatsachen zerfällt. Ihre Werte, durch Ämter & Würden verkörpert, zerfallen, wie sie sich verfestigen wollen.

Stellen wir uns Schwejk als Häftling der Gestapo vor.
Der Nationalsozialismus als neue Tatsache, aus der zerfallenen kakanischen Welt. Ihre Werte berufen sich auf das Unwerte anderer. Die Gestapo hätte ihn ausgesondert: in ein Lager, eine Anstalt, eine Grube.

Die GPU dagegen hätte versucht, aus ihm das Geständnis zu prügeln, nämlich daß hinter seiner kleinbürgerlichen Ironie Drahtzieher steckten: feindlich-negative Kräfte.
Die GPU hätte Schwejk gebrochen und dann in die Grube geworfen.

Aber er ist ein gemütlicher Mann. Intelligent genug zu wissen, wann er sich anpassen muß, im Bewußtsein, daß er es tut, es spielt ohne Mutwillen.
Allein die Restzeit Kakaniens, ihre Gerade-Noch-Gemütlichkeit ist sein Biotop und hat die nötige Fallhöhe, die wir heute betrachten. Aber sie scheint uns berechenbar, man stürzt nicht zu Tode.

Er könnte auch heute durch die Straßen laufen und die Leute mit dem betrügen, wonach sie verlangen.
Nach einer Phase der Freiheit, ihre Steigerung in den Aberwitz, schlägt sie um in die Massenbetreuung von Risiken.

Noch könnte Josef Schwejk kopfschüttelnd und murmelnd, fast unbehelligt durch die Straßen laufen…

Machen & Sein

Sein ist das unmittelbare Leben, die Frage danach, der Weg der Suche. Es wird im Glück erfahren und in seiner Abwesenheit.
Das Machen ist das Handeln des Menschen aus dem Notwendigen heraus. Es ist seine Technik, seine Produktion, seine Routine. Machen & Sein in Einklang zu bringen, ist eine Sehnsucht. Besonders, wenn das Machen als Irrweg weg vom Sein empfunden wird.
Ohne Machen kann der Mensch nicht leben, ohne Sein erscheint ihm das Leben fade.
Zen ist ein Weg, in dem Machen zu Sein werden möchte.
Dringt das Machen zu sehr ins Sein, entstehen Hybride aus Bequemlichkeit oder Verwirrung.
Ohne Machen kein Sein. Ohne Sein ist Machen Machine. Der gemachte Mensch ist dem Tode näher als der, der über sich hinaus in ein höheres Sein im Machen wächst.
Das Machen scheitert am Widerstand des Seins, wenn es überdeht. Das Sein bleibt Selbstzweck, wenn es nichts macht.
Die Übung (nach Sloterdijk), die Askese ist Machen des Seins, die Übung macht den Seinszustand, wenn sie aktiv betrieben wird.

Die Welt zerfällt in Tatsachen

Beim Radfahren rauschen Wahlplakate an Laternenmasten an mir vorbei. Die Statements sind beliebig und austauschbar. Eine politische Welt, die different und verschieden war, ist implodiert und zerfällt nun in Einzelteile.
Ich frage mich, was sich da zusammensetzen, was nun der Fall sein wird.

Wortwörtlichkeit

Die Geschichte zu lesen, die Orwell in 1984 erzählt, bereitet mir Qualen, bis heute habe ich nie geschafft, sie zu beenden. Qual bereitet mir, daß die Geschichte keinen Ausweg läßt, der Held ist als Objekt total. Die Sprache erzählt Vorgänge.
Der Trost, der in den Texten Kafkas liegt, ist Wortwörtlichkeit. Seine Helden, sein erzählendes Ich sprechen und erzeugen jedes Wort so, als wäre es das erste Mal erschienen. Seine Worte werden zunächst nicht Bedeutung, daß sie im Zusammenhang eine Geschichte, einen Vorgang bilden. Sie bleiben erstmal nichts als Worte und bieten mir im Nachsprechen Trost.
Ja, dann entsteht auch bei Kafka Bewegung, die Nadeln schreiben Worte, wie nebenbei weht ein Hauch und eigentlich weht er auch schon dem Lesen voraus und da er aus eben jenen Worten kommt, ist er stärker, schwerer, als so manches andere.
Der Ausweg aus dem Irrwitz, den Kafka erzählt, liegt in seiner Wortwörtlichkeit.

Möglichkeitsvielfalt

Vor Jahren, wann weiß ich nicht mehr, gab es eine Möglichkeitsvielfalt. Ich empfand das für mich, meine Umgebung, die ganze Welt. Getragen von äußeren Einflüssen, wie Wissenschafts- und Technikentwicklung, als auch einer gesellschaftlichen Situation, in der Spielfreude und Denklust nicht selten waren.
Die Vielfalt schloß die Extreme Möglichkeitsangst, ~panik, die Illusion des Wünschens mit ein.
Nach Statistik & Wahrscheinlichkeitsrechnung dürften die Möglichkeiten eigentlich konstant sein.
Aber es hat sich verengt. Aus der Vielfalt der Möglichkeiten blieb die reine Angst, gepaart mit töricht-panischem Wunschdenken als Ausweg.

Der stete Tropfen

Das Faß verhält sich dynamisch und läuft nicht über. Unzählige Tropfen, von denen es jeder zum Überlaufen gebracht hätte haben müssen. Offensichtlich wächst das Faß mit seiner Duldsamkeit.

Impfen als Eucharistiefeier

Alle haben mit Allen teil aneinander. Der injizierte Impf-Stoff als die Substanz einer Feier, die durch die Verletzung einem kollektiven Kannibalismus nahekommt. Mit der freiwilligen Selbstverletzung wächst die Scham, die den Bacchantinnen gleich, keine Nicht-Teilnehmer duldet.
Die Hybris, daß das menschliche Wissen größer erscheint, als es ist oder durch Geduld sein könnte, als Travestie Gottes. Das Begreifen von Gott: Etwas ist größer als wir. Aber wir sind Teil und sind es gleichzeitig, nur eben nicht ganz in dem Sinne, daß wir in der Summe Gott bilden.
Der Impf-Stoff erlöst nicht von dem kleingedachten Übel. Er ist beladen mit dem Zwang zur Notwendigkeit, ohne dauerhafte Prüfung auf Wirkung und Schaden.
Nur durch Demut bleiben wir Teil des Größeren, Erhabenen. Wir verlieren es durch den Wahn, selbst erhaben oder groß sein zu wollen und geraten in den Zwang, andere zwingen zu müssen, um wenigsten die Illusion einer Gemeinschaft derer zu sein, die durch den Impf-Stoff verbunden sind.

Fremdtext

Es wurde ihnen die Wahl gestellt, Könige oder der Könige Kuriere zu werden. Nach Art der Kinder wollten alle Kuriere sein.Deshalb gibt es lauter Kuriere, sie jagen durch die Welt und rufen, da es keine Könige gibt, einander selbst die sinnlos gewordenen Meldungen zu. Gerne würden sie ihrem elenden Leben ein Ende machen, aber sie wagen es nicht wegen des Diensteides.

Franz Kafka: Das dritte Oktavheft