Eine Demonstrationn auf der es um Alles geht: ums Essen, nicht mehr gedemütigt zu werden, sich zu zeigen – dabei zu sein. Zuerst konnten die Organisatoren sich nicht einigen, darauf entstand die Demonstration spontan, die abgesprungenen Organisatoren sprangen wieder auf. Die klugen Reden gingen unter, die lauten, schreienden wurden stimmungsvoll schreiend begleitet: eine Liturgie der Straße.
Dann kamen die Dragoner, die Köpfe spalteten und voller Verachtung & Brutalität in die Menge ritten.
Eine ältere Dame: “Verfluchte Totschläger, verdammte Mörder! Den Menschen zur Freude hat der Zar die Freiheit gegeben, und das können sie nicht ertragen.”
Wieviel Irrtümer in zwei Sätzen. Die Hoffnung auf den Zaren. Wenn das der Führer wüßte. Zu glauben, daß wenn man schon den Mut aufbietet zu demonstrieren, daß das erhört wird, daß es gewissermaßen eine Genugtuung, eine Stunde der Wahrheit als Reaktion auf den kollektiven Zorn gibt. Dann: Reformen sind keine Freiheit, der Zar gibt keine Freiheit: die nimmt man sich. Dies eine Lehre für heute: man muß keine sinnlosen Maßnahmen mitmachen.
Man sucht sich die Überfigur, die gut ist und stellt sie gegen die Bösen. Beide zusammen machen Teile eines Regimes aus, daß die Dame sie auseinanderdividiert, um der Güte des Zaren willen… Das wiederholt sich bis heute, der Mensch nimmt sich nicht seine Freiheit, sondern braucht eine Figur, die sie ihm gibt. Das trifft auch auf politische/geistige Führer/Gefolgschaften zu.
Weshalb diese Freiheit auch keine Freude ist, zumindest keine, die lang anhält. Das ist die Dialektik der Freiheit: Solange man sie sich nicht nimmt, ist was gegeben wird zu wenig.
Der eigene Zustand der Freiheit darüber hinaus; nur wenige können sagen: Ich bin frei.