Langsamer knirschender Morgen

war der Titel eines Bandes Gedichte von Volker Braun. Als ich ihn das erste Mal las (1987 in der ddr) habe ich an einen Wintermorgen gedacht. Man möchte nicht aufstehen, die Wohnung ist noch kalt, ungeheizt, der Weg zur Arbeit führt durch Straßen, die von Kohlenrauch durchzogen sind. Es ist Frost, der Schnee alt und schmutzig, wenn man über die Straße geht, knirscht das Steinstreu unter den Füßen auf den Katzenköpfen. LKWs treiben trübe Funzeln Licht vor sich her, dazwischen quälen sich knatternde Zweitakter und Mopeds, Mütter mit Kindern auf dem Fahrrad durch die fahle Dunkelheit…
Alle auf dem Weg in eine Maschine, die mehr Lärm & Dreck macht, als daß sie Lebensnotwendiges produziert. Nein, der Weg ist schon die Maschine, schon das Aufstehen, schon das Schlafen war es. Der Morgen verspricht nichts als Knirschen. Langsam heißt, es ist Leben, daß sich knirschend fügt.
Das es mir einfällt, nach 35 Jahren und zwei Wochen Kälte und der Erfahrung, daß eine Maschine auch gut funktionieren kann. Nun fehlen Strom, Gas und riesige Aquarien platzen aus unerfindlichen Gründen und gießen ihr Wasser in Getriebe.