Nehmen wir einmal an, der Hergang des Auftauchens eines neuen Virus’ sollte der Anlaß zu einer weltweiten Mobilmachungsübung gewesen sein, welche die Frage stellt, inwieweit wir auf die Katastrophe einer Epidemie durch einen tödlichen Erreger vorbereitet sind. Ein Erreger, der bis dahin unbekannt, bzw. in dieser Form neuartig gewesen ist.
In China gibt es einen Arzt, der warnt, er wird zum Staatsfeind erklärt und stirbt später möglicherweise an der Krankheit, die das neue Virus auslöst.
Erratische Leugnung der Gefahr (wenn der Begriff der Coronaleugnung jemals zutrifft, dann hier), die in hektisches Handeln umschlägt. Erkenntnisse, die ignoriert werden, vor und nach dem Umschlag in den Panikmodus, es wird nicht diskutiert, wird keine öffentliche Diskussion angeregt, die dem Erkenntnisgewinn dient. Es wird dekretiert und aktionistisch gehandelt (vierzehn Tage Krankenhausbau!), nach klassischem (und gleichzeitig auch animistischem) Muster, daß viele und große Aktionen, viel verhindern. Diese Art und Weise ist der Geburtsfehler des Umgangs mit dem neuen Virus.
Das erratische Handeln bestimmt, was passiert; auch in der Interaktion von Macht & Volk, die sich gegenseitig bedingen. Wo das Volk Handeln verlangt, gibt die Macht das Verlangte und das Volk folgt. Es ist eine gegenseitige Versicherung von Handeln, von dem was geschehen müsse; jeder gibt das Verlangte, keiner handelt verantwortlich.
Wo eine Balance von Volatilität und Struktur nötig gewesen wäre, in der Suche nach Erkenntnis und der Suche nach der Wirksamkeit von Maßnahmen, fand nur die Lähmung in der Bewegungslosigkeit statt.
Die Welt sieht im Januar 2020 auf China, reibt sich verwundert die Augen und -? – wiederholt die gleichen Fehler. Also erst Leugnung einer möglichen Gefahr, dann maßlose Überbewertung samt Angstkampagnen, die ihrerseits in der Bevölkerung Rufe nach Maßnahmen laut werden lassen.
Auf die Zweifler an der Gefährlichkeit des Virus’ und der Richtigkeit der Maßnahmen projizieren die Erratiker ihr vormaliges Leugnen und entsorgen das eigene Versagen in den Begriff des Coronaleugners. Es finden bei den Verantwortlichen keine intellektuell nachvollziehbaren Wechsel statt. Es handelt sich um Sprünge aus einem Starrzustand in den nächsten.
Insofern wurde der Simulationstest nicht bestanden. Eine mögliche echte Katastrophe durch einen gefährlichen Erreger hätte fatale Folgen.
Das Hochwasser in Westdeutschland bestätigt das und ergänzt es.
Es gibt kein funktionierendes Katastrophenmanagement. Volatiles Handeln hieße hier, auf viele Gefahren vorbereitet zu sein, die verschiedenen Wege des Wassers in verschiedenen Landschafts- und Siedlungsformen vorauszusehen, zu warnen, Menschen zu evakuieren, etc.
Es gibt schon Warnsysteme, aber sie scheinen ermüdet zu sein und arbeiten nicht in der notwendigen Intensität.
Das trifft auch auf die individuellen Sensorien für Gefahr einzelner Menschen zu. In einer Gesellschaft, in der Alles sicher scheint, wird die Katastrophe zur Unmöglichkeit. Die Achtsamkeit für Gefährdung sinkt.
Trotz langer Erfahrungen, trotz Wissenschaft & Technik verhalten wir uns unbekümmert und archaisch zugleich. Zuerst ignorieren wir eine Gefahr, dann überschätzen wir sie und laden sie mit mythischen Deutungen auf.