Menschsein & Unendlichkeit

Sozialismus ist der Wille, maßloses Streben nach Möglichkeiten in ein Maß zu pressen.
Im Christentum liegt der Keim der Freisetzung des Unendlichen in der Unermeßlichkeit Gottes, der unendlichen Gnade der Existenz Jesu; dann gewinnt im Verlust des Glaubens die Unendlichkeit ihre eigene Dynamik.
Die Angst vor dem Taumel, den die Unendlichkeit auslöst, die Dynamik westlicher Technologie, Wissenschaft und Kunst – die Reflektion darüber, der Rausch, den sie verursacht, denn neben der Präzision stürzt sich Erkenntnis auch ins Rauschhaft-Entgleitende und bremst ab zugleich. Die Konservierung von Behelfen als System. Sozialismus ist ein Versuch der Einhegung, wie es für das Christentum die Kirche war, die versuchte, den Mystikern Einhalt zu gebieten.
Die Zahlenreihe, die sich im Dunkel des Universums verliert, exzessive Differenzierung, die unendlich gegen Null geht, die asiatische Lösung dieses Dilemmas lautet, diese Energie in eine Zurückgenommenheit zu bannen, die in Form, in Stil gerinnt.
Bestände eine Aufgabe des Menschen darin, das Unendliche sich selbst zu überlassen und sich an dem Widerspruch zu bilden, der sich zwischen der Endlichkeit eigener Existenz und der Unendlichkeit auftut?
Anstatt sich mit einem neuen Systemkonstrukt vor weiterer Differenzierung zu schützen, sich als Abendländler asiatische Pausen bewußten Verharrens zu gönnen; analog dem Asiaten die große Entgrenzung, in der sich das Individuum erfährt.

Angstbereitschaft

Warum hat eine Mehrheit so heftig auf diejenigen reagiert, die zum einen die Gefährlichkeit von SarsCov2 deutlich niedriger und die Maßnahmen zu seiner Eindämmung als überzogen oder gar als unnötig eingeschätzt haben? Woher kommt die massive Agression gegen Kritiker, die sich nicht moderat, sondern klar positioniert haben.
Aus all dem Nebel aus Erklärungen zeichnet sich mir etwas deutlich ab: eine jahrelange Erfahrung. Nämlich, daß Menschen, die angstbereit sind, äußerst agressiv reagieren, wenn ihre Angstlust nicht geteilt wird. Das Abweichen von der geteilten kollektiven Angst, auch ein Abweichen von der religiösen Norm (wenn denn Religion die Substitution von Angst auch ist), wird bestraft.
Dahinter steckt das eingeübte Schwarmverhalten der Horde, das versucht, Angstmachendes kollektiv anzugehen. Eine Überlebensstrategie, die mehrheitlich erfolgreich ist, sich aber eben auch irren kann…

Verständnis für Mordor

Es ist fraglich, ob auch nur einer in Deutschland versteht, was Babi Jar ist, wenn man es auf das eigene Handeln bezieht. Was es heißt, sich vorzustellen, mit schußbereiter Waffe zwei Tage lang Menschen vor sich her zu treiben, sie zu zwingen, sich auszuziehen, sich aufzustellen, erschossen zu werden und das über 48 Stunden als Dauerprogramm. Sand über die Leichen, die nächsten bitte.
Dieser Krieg begann als gemeinschaftlicher Raub zweier: der Deutschen und der Russen: der Weltsozialismus und der Nationale Sozialismus gegen Polen.
Und es ist weiter fraglich, ob auch nur einer in Deutschland versteht, daß da im Osten dieser alte Krieg weitergeht. Und Deutschland in seinem Nichthandeln als die positive Negation der SS auftritt.
Als so clever hatte ich die ideologischen Grünen bisher nicht angesehen: nämlich die Russen lösen die Deutschen ab in der welthistorischen Rolle als Mordor. Damit ist man aus allen Kalamitäten raus, was Babi Jar und die Folgen betrifft.

West-Östlicher Diwan

Daß die Ukraine sich mit einem Fuß im Westen befindet, zeigt die Strategie ihrer Armee. Intelligent, beweglich auf die russischen Eisenkolonnen reagierend, eine Kriegsführung, bei der man sich sowenig wie möglich opfert, dem Feind soviel wie möglich Schaden zufügt. Weit entfernt vom ritterlichen (Aufeinander-) Treffen.
Der andere Fuß im Osten, das ist die unbedingte Verteidigungsbereitschaft, sich für seine Heimat zu opfern – wenn es sein muß. Wenn es sein muß, das ist der Unterschied zu den Russen, das Wort wenn. Die russische Armee hat die alte Befehlsstruktur (im Gegensatz zu im Auftrag handeln), das Erbe des Sozialismus, wo keiner Verantwortung übernimmt. Opfern gilt hier immer, als Befehl und so steht dann auch ganz schnell für den einzelnen Soldaten die Frage: Warum muß ich mich opfern, das Umschlagen von nicht funktionierenden Befehlen über die Unlust zu sterben zum Versagen der Armee.
Darin liegt die derzeitige Überlegenheit der ukrainischen Armee, wir werden sehen, ob sie stark genug ist, durchzuhalten.
Damit ist die Ukraine eine mehrfache ideelle Bedrohung. Sie bedroht Westeuropas relativistisch-pazifistische Dekadenz, die Bequemlichkeit, sich echten Problemen diskussionswütig zu stellen. Sie ist eine Projektion, wie der Westen sein müßte. Gegen Rußland kann sie nur erfolgreich sein, wenn sie das abwägend handelnde des alten Westens übernimmt. Gleichzeitig bleibt sie vaterländisch, das was der Westen aufgegeben hat und das mancher in Europa in Putins Rußland verkörpert sieht und nachdem sich manche heimlich oder unheimlich sehnen.
Für das starre Rußland ist die westliche Durchlüftung des Vaterländischen eine Bedrohung, weil es letztlich das Imperiale infrage stellt. Obwohl das in der Perspektive auch für Rußland ein Weg wäre.
Eine andere Projektion stellt die Ukraine für die Grünen dar. Eine Opfergruppe jenseits des Weltklimas, um aus dem Dilemma zwischen Realpolitik und Weltuntergang herauszukommen.

Mutmaßungen über Shanghai

Hier das Einsperren von Millionen in ihre Wohnung, die Organisation der totalen Immobilität, die Unterbrechung der Welt-Mobilität und die totale existentielle Abhängigkeit des Einzelnen vom Staat.
Nur mal so gedacht: Wir probieren das aus, ob es möglich ist und wielange. Wir steigern die Idee, mit der wir vor zwei Jahren die Welt beglückten (und wieviele ließen sich beglücken!) ins Aberwitzige und testen das.
Ein Signal geht nach Außen: Wir können das. Wir boykottieren Euch, mal sehen wie lange ihr das aushaltet.
Nach Innen: Haltet still, Ruhe ist die erste Bürgerpflicht, Alles Gute kommt von oben, also nehmt in Demut und gehorcht. Die Partei sorgt für dich, du bist nichts ohne die Partei.
Die Steigerung der Blaupause von 2020, in zwei Monaten ist wieder alles normal, als wäre nichts passiert, auch das war China 2020. Das Signal ist: nichts hat Bestand, außer die Macht der Partei.

Erschöpfung

Ich bin erschöpft. Daß sich ein Zustand wieder einstellen könne wie vor Fünfundzwanzig Monaten, scheint genauso unwirklich, wie es der Zustand in den letzten zwei Jahren war.
Eine Situation der Unwirklichkeit wechselt mit der nächsten.
Ich bestehe dennoch auf die Alltäglichkeit des Menschlichen: Verstand, Übung, Liebe, Mitmenschlichkeit. Diese Alltäglichkeit, die Abwesenheit von Abstraktem ist die Voraussetzung für das Wunderbare.
Ein Zustand der Unwirklichkeit, also der permanente Zweifel, ob etwas gilt, ist ein Tor zum Gespenstischen.
Aber vielleicht bewegen wir uns schon seit vielen Jahren im Gespenstischen.