der pragmatische (Ost)deutsche

ist einer, der sich über die Jahre an die freie und offene Gesellschaft gewöhnt hat.
89 eher abwartend, wenn aktiv, dann auf gepackten Koffern oder längst im Westen. Durchaus gelegentlich opportunistisch nach außen, aber eher so, daß er die Umwelt mit seinem Meinen verschont. Sein persönliches Tun, seine Familie sind ihm wichtig, er ist beschäftigt, durchaus selbständig. Es hat sich in den Jahren ergeben, daß die Demokratie die beste politische Form für ihn ist. Sie verlangt von ihm nichts, sie läßt ihn in Ruhe sich um Arbeit und Familie kümmern.
Greift ein Aktivismus in diese Kreise ein oder gar an, wird von ihm gefordert, sich zu bekennen oder erscheint es ihm, daß ein Grundkonsens, der ihm eine eigene, freie und ungestörte Existenz garantiert, verloren geht, tritt er hervor aus dem Schatten des Privaten.
Man sollte ihn nicht unterschätzen, nur weil er politisch bisher nicht vertreten war, im Sinne eines Aktivismus oder politischen Bekenntnisses. Als Wähler hat er sich bisher nicht hervorgetan, er wählt alle Parteien. Ein Politiker, der einen dynamischen Pragmatismus glaubwürdig vertritt, könnte ihn jedoch interessieren.

Opportunismus

ist, nach den Gelegenheiten zu handeln. Anthropologisch betrachtet mußte Mensch jede Gelegenheit zum Überleben nutzen. Früchte zu essen, wenn sie wachsen, Schweine zu schlachten, wenn keine Früchte mehr da sind. Nein nicht jede. Die Kollektive suchen sich zu den gebotenen Dingen ihre Regeln, Tabus. Erkenntnis schafft Bögen, in denen man denken kann, vorausschauend handeln kann.
Gelegenheitskäufe: Opportunismus der Konsumtion, Opportunismus des Möglichen. Das alles verfügbar scheint, läßt die Bögen vergessen. Ein Opportunismus aus Vergeßlichkeit.

Mein Jahreslauf

Das Jahr beginnt für mich mit Weihnachten. Die Zeit davor ist eine der sich selbst zu-Grunde-bringenden Existenz, eine der Illusion, was man in den nächsten drei Wochen noch alles schaffen könne. Der Heiligabend ist eine Erlösung aus diesem Sein, ein Nichts folgt, in dem sich Dinge neu ordnen. Die Zeit des Wandels beginnt, die bis Pfingsten anhält. Ein Ausstieg aus dem Keller des Seins auf den Hof, vor das Haus, auf die Straße ins Licht des Wandelns Steh auf und wandle!, der Wandlung, des eigenen Handelns. Es springt immer noch Neues für mich hervor.
Der Sommer ist die Zeit des selbstvergessenen Seins, es scheint selbstverständlich, daß ich zu allem in der Lage sei.
November zerstört diese Illusion spätestens und weckt die Frage nach dem Tod auf. Dies wiederum löst hektisches Handeln bis Weihnachten aus.